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Written by Sebastian on Juli 27th, 2011. Posted in Allgemein

Der höchste Wasserfall der Türkei

Sebastian: Nach einigen schönen Tagen verlassen wir Istanbul Richtung Kappadokien. Da wir, wie so oft, wieder einmal viel zu spät loskommen entscheiden wir schon bald, abzufahren und einen Campingplatz zu suchen. Entlang der Autobahn laden eine von Wäldern überzogene Bergkette förmlich dazu ein, ein nettes Plätzchen zu suchen. Durch Kuhverkehr (davon gab es mehr als Autos) hanteln wir uns immer weiter in die Berge vor und zweifeln schon langsam daran, dass unsere Entscheidung die Richtige war. Die Leute auf der Straße sind weniger fröhlich als noch vor und in Istanbul. Da in dieser Gegend alle Frauen und jungen Mädchen Kopftücher tragen, schiebe ich dies auf die konservativ religiöse Mentalität die uns schon angekündigt wurde.

Wir fahren dennoch weiter und wie es das Schicksal so will fahren wir an einer Hauseinfahrt vorbei in der ein Auto mit österreichischem Nummernschild steht. Glück gehabt denke ich mir und funke Martin an, dass er warten soll und ich hier mal kurz nachfrage. Ich gehe also ans Tor und frage höflich:“ Sprechen Sie Deutsch?“. Eine Dame, die gerade das Blumenbeet gießt dreht sich um und weist mir einen jungen Mann zu. Er kommt direkt auf mich zu, streckt mir die Hand entgegen und begrüßt mich mit dem typisch sympathischen Vorarlberger Dialekt…(“weischt“). Wir kommen schnell ins Gespräch, und finden heraus, dass es in der Nähe einen Campingplatz an einem Wasserfall gibt. Und weil es in der Türkei ja scheinbar Brauch ist, fahren uns die Burschen auch hier selbstverständlich vor… einfach unfassbar wie das in Sachen Hilfsbereitschaft hier von Statten geht.

Nach einer kurzen Fahrt bei Abendstimmung und in einer Traumgegend kommen wir an und trinken… 3 mal dürft Ihr raten… einen doppelten Whiskey! Nein, natürlich einen Tee. Danach schauen wir uns noch gemeinsam den Wasserfall an, welcher laut Aussage der Jungs der höchste in der Türkei ist (nicht der am höchsten gelegene, aber der mit dem größten „Wasserfallhöhe“) und verabschieden die beiden Helfer. Wir bauen unsere Zelte im Dunklen auf und genießen eine frische Bachforelle bei einer kurzen Plauderei mit 3 palästinensischen Touristen. Unsere erste Nacht in den Zelten schlafen wir beide sehr gut und freuen uns, doch ein bisschen was in die Ausrüstung investiert zu haben.

Da Martin wie üblich ein bisschen länger schnurchelt, nutze ich die Zeit und gehe erstmals ein wenig Laufen. Meine Lungen hängen mir schon nach den ersten 300m bergauf halb heraus, aber es tut gut, mal wieder ein bisschen Bewegung zu machen! Nach einem verhältnismäßig teuren Frühstück erhalten wir noch ein Pfadfinderband von dem Leiter einer Istanbuler Pfadfindergruppe und fahren los.

 

Milli Parki aka Nationalpark

Wir sind also wieder unterwegs. Wir fahren an die Tankstelle und ich schaue in den Spiegel und traue meinen Augen nicht, da steht doch glatt eine KTM Adventure R hinter mir! Frechheit! Ich bin doch als Unikat unterwegs… Natürlich kommen wir kurz ins Gespräch und lassen den nächsten „ich mache eine 3 Wochen Reise“ Motorradfahrer weinend hinter uns.

Nach einiger Zeit ändert sich die Landschaft und offenbart Steinformationen die mich ein wenig an den Grand Canyon erinnern. In der Ferne sehen wir auch noch einen wunderschönen See und bald beschließe ich, dass wir hier mal von der Autobahn abfahren müssen. Auf der Karte bietet sich eine Route über einen Milli Parki (bei uns ginge das als Nationalpark durch) für diesen kleinen Umweg an und Martin ist auch schnell überzeugt – er weiß in diesem Moment noch nicht, worauf er sich da gerade einlässt :D. Wir fahren also ab und in die „richtige“ Richtung… in diesem Fall einfach mal nach Rechts :).

Ich suche mit Adleraugen nach einer auf der Karte eingezeichneten Abfahrt nur finde ich sie natürlich nicht. In dieser Gegend ist es scheinbar Tradition, nur Dörfer auszuschildern, die nicht auf der Karte eingezeichnet sind und umgekehrt. Mir egal denk ich mir und nach kurzer Suche entscheide ich mich einfach für die nächstbeste Abfahrt Richtung Osten. Martin ist zu diesem Zeitpunkt mein williger Verfolger und freut sich auch noch auf ein kurzes „abseits der Autobahn“ Erlebnis… Betonung auf noch.

Die Straße wandelt schnell ihr Gesicht und lächelt uns „zahnluckert“ entgegen… Schlaglöcher wohin das Auge blickt und aus Asphalt wurde Erde. Die Adventures werden nun endlich ihrer wahren Bestimmung zugeführt. Ich bin überglücklich und lächle zurück – Gott sei Dank noch mit allen Zähnen (und Kronen..). Das kommuniziere ich auch Martin ca. alle 3 Sekunden. Feedback bleibt allerdings eher aus… :). Nach einer Weile ändert sich der Belag erneut und nun geht es über gröbsten Schotter. Ich höre Martin eigentlich kaum mehr übers Intercom, außer wenn er schnauft. Als wir dann endlich eine Art Gipfel erreicht haben, machen wir Pause und fotografieren ein wenig. Ich merke, dass mein Kollega nicht ganz glücklich ist, bin aber davon überzeugt, dass es schon richtig so ist (kaltes Wasser und Schwimmen lernen…). Schweigend fahren wir weiter und am Ende presst er dann doch ein „schön war“s“ durch die Lippen. Jetzt bin ich zufrieden, denn das war nur der erste Schritt :).

Auf der Bundesstraße zurück, leuchten unsere Benzinanzeigen wie schon einige Male auf und wie auch schon so oft, findet sich ein hilfsbereiter Türke und fährt uns bis zu nächsten Tankstelle vor, um uns dann noch bis nach Ankara zu begleiten und die richtige Abfahrt anzuzeigen.

 

Kappadokien und wie man es richtig macht

Weiter geht es im Eilschritt nach Nevsehir, einer der größeren Städte in Kappadokien, wo wir in der Nacht ankommen (dafür, dass wir Nachtfahrten vermeiden wollten, sind wir doch oft nach Sonnenuntergang unterwegs). Auf Grund der späten Ankunft entscheiden wir uns für das erstbeste Hotel mit Blick gegen eine Wand 50 cm vor dem Fenster und bleiben dort sogar 2 Nächte obwohl die Stadt außer einer Teebar genau gar nichts zu bieten hat. Am zweiten Tag beschließen wir mal kurz „diese“ Gesteinsformationen zu besichtigen. Nach dem Besuch des „Castles“ in Uchisar und einem kurzen Gespräch mit einem Deutsch-Türken checken wir noch am selben Abend aus unserem Hotel aus und ziehen in eines der (für den gut vorbereiteten Touristen) berühmten Höhlenzimmer. Ich lege noch einen drauf und reserviere mir einen Platz für eine Ballonfahrt am nächsten Morgen. Kenan, er ist der Pächter der Bar, stellt sich als sehr netter Kerl heraus und erzählt uns was man den hier den so alles erleben kann. Solange bis uns das Wasser im Mund zusammenläuft und im Endeffekt noch eine weiter Nacht bleiben.

Am Abend sitzen wir dann in unserem Boutique Hotel, welches man fast mit einer Jugendherberge vergleichen kann, da man sehr selbständig lebt und eine eigene Küche bzw. Essbereiche vorhanden sind und Grillen mit Kenan und einem Freund von ihm. Dass der Blick über das Tal und auf die unzähligen Gesteinsformationen geht oder der Mond als orange Scheibe vor uns aufgeht ist das Sahnehäupchen. Alles in allem ein Paradies und wir können kaum glauben, dass es solche Orte noch gibt.

Das Essen, bei dem wir Kalbsfleisch und gegrilltes Gemüse verzehren stellt sich als Fehlgriff für mich heraus. Seitdem hängt mir Montezumas Rache vehement am Hosenzipfel und versucht mich davon zu überzeugen, dass wir doch eine langfristige Beziehung eingehen sollten. Mal sehen, wie ich sie davon abbringen kann – die Gute steht mir nämlich so gar nicht zu Gesicht…

Am nächsten Tag quäle ich mich um 4.00 aus dem Bett und mache mich frisch für die Ballonfahrt, die bei Sonnenaufgang starten soll. Ich werde vom Hotel abgeholt und zum Treffpunkt gefahren, wo ich mich plötzlich in Japan wähne… von rund 75 Fluggästen sind geschätzte 70 Japaner. Die Ballonfahrt selbst ist überraschend unspektakulär. Wir heben so „weich“ ab, dass ich es kaum bemerke. Die Aussicht ist dafür umso beeindruckender. Insgesamt steigen rund 30 Ballone gleichzeitig auf und die Landschaft ist ohnehin der Hit. Ich kann die Kamera blind in die Gegend halten und dennoch sicher gehen, dass die Fotos Postkartenqualität haben. Alles in Allem bin ich froh, dass ich meine erste Ballonfahrt in Kappadokien gemacht habe. Nochmal würde ich es nicht tun, dafür fehlt mir der „Kick“ :).

Am Nachmittag ist dann das sogenannte Liebestal an der Reihe, dass ich mit Martin standesgemäß händchenhaltend durchwandere :p . Den Namen verdankt dieser Canyon den Felsen in Penisform. Interessierte BesucherINNEN finden hier alle (Über-)Größen und Formen, um ihre Phantasie auf Trab zu bringen. Das Tal ist tatsächlich faszinierend und von einer vielfältigen Vegetation geprägt (wilder Wein, Obstbäume, teilweise landwirtschaftlich genutzte Flächen, etc.). Nach gut zwei Stunden finden wir am Ende dann auch noch eine Art Bar wo uns der Besitzer erstens einen Tee anbietet und zweitens die Rückfahrt auf einem Traktoranhänger organisiert… wieder mal Glück gehabt, denn mein Zustand (siehe Montezuma) ist alles andere als gut.

Am Abend werden wir dann von unseren französischen Mitbewohnern (die ganze Gegend wird übrigens von Franzosen dominiert, welche hier scheinbar vor einiger Zeit groß auf Einkaufstour gegangen sind) zu einer Partie Rummy eingeladen werden. Nach diesem netten Ausklang geht’s ab ins Bett und am nächsten Tag weiter gen Norden Richtung schwarzes Meer. Ich sag nur: „Beachparty wir kommen!!!“

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