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Written by Sebastian on August 12th, 2011. Posted in Allgemein

Sebastian: Wir kommen also an der Grenze zwischen der Türkei und Georgien an. Da bei der Einreise alles bestens geklappt hat gehen wir davon aus, das wir zügig durchkommen. Denkste! Diese Grenzstation ist das reinste Chaos. Wir müssen uns gegen gestandene LKW Fahrer durchsetzen, um die Stempel für die Ausreise und die Freigabe der Fahrzeugpapiere zu erhalten. Wie üblich stehen wir aber auch hier nicht alleine da: 2mal helfen uns unaufgefordert (höchstens durch unsere hilflosen Blicke) 2 Türken und so schaffen wir es dann doch nach über einer Stunde Wartezeit (an einem Schalter waren die Burschen gerade auf Teepause wie es scheint, deshalb hat es doch gedauert).

Der georgische Grenzposten könnte nicht unterschiedlicher ausfallen… komplett neu und modern erwarten uns freundliche Beamte und fragen nach unseren Pässen. Nach einigen Unklarheiten bezüglich des türkischen Visums kommen wir nach 5 Minuten durch. Huff, das wäre also erledigt.

Ich stehe noch an der Schranke, kommt mir schon jemand entgegen, um mich zu begrüßen. Es ist Raimund, unsere österreichischer Freund, der uns via Blog eingeladen hat, ihn zu besuchen. Da wir doch eine gute Stunde zu spät waren, hatte ich schon Angst, er wäre nicht mehr da, deshalb bin ich umso beruhigter ihn zu sehen. Es wird nämlich schon wieder dunkel und die Nachtfahrten nehmen schön langsam überhand. Zumindest kann er uns heute vorfahren :).

Wir fahren also los und sind beide überrascht. Die Landschaft hat sich nicht geändert (Berge, Wälder, Meer) allerdings ist es sauber – welch Genuss! Nach rund 15 minütiger Fahrt kommen wir dann auch schon in Batumi an und die Überraschung ist wieder groß. Eine auf den ersten Blick moderne und herausgeputzte Stadt erwartet uns. Ich hatte mich eigentlich auf ein „Grenzstadtmoloch“ vorbereitet und bin deshalb umso mehr angetan von diesem Anblick. Nach einer schnellen Dusche geht’s dann auch schon ans Essen in einem Restaurant am Meer und danach auch schon wieder nach Hause.

 

Was man über Kläranlagen wissen muss

Neuer Tag, neues Glück… in der Früh bereitet uns Raimund ein echtes Frühstück zu (zumindest für mich, Martin infusioniert sich wie üblich nur Kaffee). Ein Müsli mit nem Apfel und dazu Orangensaft, herrlich!!! Danach führt er uns über die Baustelle der Kläranlage für die er verantwortlich ist. Für Martin und mich ist das komplettes Neuland (wer weiß schon wie eine Kläranlage funktioniert???) und die ausführlichen Erläuterungen von Raimund sind ausgesprochen interessant. Mit Details verschone ich Euch im Moment, falls sich allerdings jemand eine Kläranlage für seinen Garten oder Balkon zulegen will, call me!

Den Nachmittag nutzen wir, um den Artikel über das schwarze Meer zu schreiben. Während Martin sich stundenlang mit seinem Roman befasst gehe ich kurz an den Strand um mir einen satten Sonnenbrand abzuholen. Auf Bestellung quasi, da ich auch mit 33 noch nicht kapiert habe, dass man sich einschmieren sollte bevor man sich in die Mittagssonne setzt. Aber die Gier nach brauner Haut ist zu groß. Am Abend gehen wir dann mit Raimund und ein paar Kollegen essen und … trinken. Ich schaffe es, mich zu beherrschen, somit steht nur Martin am nächsten Tag mit einem einem ausgewachsenen Kater auf.

 

Ab durch den kleinen Kaukasus

Es hilft alles nichts, wir müssen weiter. Wir bedanken uns bei Raimund, der ein toller Gastgeber war und den wir dazu eingeladen haben, uns nächstes Jahr ein Stück in Südamerika zu begleiten – wir hoffen das klappt auch! Unsere weitere Route ist über den kleinen Kaukasus im Süden Georgiens bis an die armenische Grenze und dann bis nach Jerewan geplant. Auf ein Neues geht es viel zu spät los und noch vor der Stadtausfahrt bin ich schweißdurchtränkt. Die Straße führt uns relativ schnell in ein schönes Tal und verläuft kurvig bis in die Berge hinauf. Als wir in einem Dorf anhalten sind wir sofort von Kindern umringt und auch die alten Herren sind begeistert uns zu sehen. Ein kleiner Junge spricht sogar ausgezeichnet Englisch und Martin plaudert mit einem älteren Mann auf russisch/tschechisch. So plaudern wir ein wenig und kaufen ein bisschen was ein.

Die Straße wir mit der Zeit immer ruppiger bis wir schließlich nur mehr auf Erde und Schotter unterwegs sind. Erstmals kommen uns auch 2 Biker auf einer derartigen Straße entgegen. Sie kommen aus Slowenien und sind innerhalb weniger Wochen bis nach Aserbaidschan gefahren. Es wird kurz gesmalltalkt und schon sind wir wieder unterwegs. Es geht im steiler in die Berge hinauf und der Ausblick wird atemberaubend. Dass wir schon wieder bei Sonnenuntergang unterwegs sind, muss ich sicher nicht erwähnen :).

 

Ohne Strom und fließend Wasser…

Als wir endlich am höchsten Punkt angelangt sind sehen wir an einem Haus „Lake: 6km –>“ stehen. In einem Anfall von Größenwahn beschließen wir auch noch diese Strecke zu fahren. Der Untergrund ist nun nur mehr für Traktoren oder eben unsere Adventures zu bewältigen. Wir kommen an wunderschönen, alten, kleinen Almhütten vorbei und fragen mal nach, ob wir den hier richtig sind. Der alter Mann bestätigt das, lädt uns aber auch ein, bei ihm zu essen und zu schlafen. Wir fahren zwar weiter, aber da es mir am nächsten Anstieg über handballgroße Steine die Maschine unterm Arsch wegreißt drehen wir sofort wieder um und nehmen sein Angebot dankend an.

Was nun kommt ist für uns erneut die Bestätigung, dass wir mit dieser Reise das Richtige tun.

Wir stellen also unsere Bikes vor seiner Hütte ab und bringen unser Gepäck über brüchige Holztreppen (eine Sprosse habe ich sofort zerbrochen…) in den „ersten Stock“. Im ersten Raum stehen zwei Betten, in diesem werden wir schlafen. Im zweiten Raum steht ein uralter Ofen, der als Herd dient, und 3 Betten. In der Hütte gibt es weder Strom noch laufendes Wasser. Direkt unter uns ist der Stall und wir hören die Kühe fast schon atmen (zumindest riechen wir ihren Atem 🙂 ) Bei schummrigen Laternenlicht sitzen wir nun beisammen und Martin versucht abermals das tschechisch/russische Kommunikationskunststück – und es klappt ausgezeichnet. Die Frau des Hauses murmelt im Hintergrund (sie klingt für mich wie eine gute Hexe in einem Märchen, die ihre Formeln für einen Zaubertrank aufsagt) und serviert uns und einem Nachbarn der mit uns gekommen ist, Tomaten und Gurken, Brot, Sauerrahm und natürlich, wie könnte es anders sein, Käse… ich Armer, denke ich mir, bin allerdings positiv überrascht als ich merke, dass er wie Mozzarella schmeckt. Ich traue mich nicht, alles zu kosten, bin aber am Ende satt.

Der nette Herr zeigt uns noch unsere Schlafstätte und das Klo, eine Ritze im Boden direkt über dem Misthaufen der Kühe. Wir machen uns fertig und stehen noch einen Augenblick lang stumm draußen, blicken ins wolkenverhangen Tal und hoffen, dass uns keine Wölfe besuchen (die gibt es hier nämlich, womit unsere ursprüngliche Idee, am See zu campen, keine wirklich gute war). Ich für meinen Teil, kann kaum glauben, dass wir diesen Moment erleben dürfen und ich denke Martin geht es ähnlich. In großer Zufriedenheit und von der Fahrt komplett geschlaucht fallen wir ins Bett und schlafen bei laut pfeifenden Windgeräuschen ein.

Am nächsten Morgen gönne ich mir eine Katzenwäsche an der Quelle vor der Hütte und Blicke dabei ins nach wie vor wolkenverhangene Tal und bin einfach nur glücklich. Beim Frühstück gibt’s dann mit Schafkäse noch eine echte Herausforderung für mich, die ich schlecht und recht bestand. Noch ein paar Abschiedsfotos und los geht es nach Bavra um nach Armenien einzureisen… stay tuned for that story 🙂

 

 

 

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