<!–:de–>Iran – 3 schöne Städte und die Wüste<!–:–><!–:en–>Iran – 3 beautiful cities and the desert<!–:–><!–:fr–>Iran – 3 villes magnifiques et le désert (résumé)<!–:–><!–:es–>Iran – 3 ciudades maravillosas y el desierto (resumen)<!–:–>

Written by Sebastian on September 6th, 2011. Posted in Allgemein

Sebastian: Am Morgen holen wir unsere erneut blitzblanken Bikes von Babaks Shop ab und verabschieden uns, um nach Esfahan, südlich von Teheran zu ziehen. Bei der Auffahrt auf die Autobahn gibt es eine kurze Diskussion, ob wir denn mit den Motorrädern hier fahren dürfen oder nicht (normalerweise sind keine Bikes auf der Autobahn zugelassen), aber als der Polizist einsieht, dass wir den normalen Weg (also zurück in die Stadt und dann über die Bundesstraße) nie finden würden gibt es noch ein kurzes Fotoshooting und wir werden durchgewunken.

 

Going Esfahan

Die Fahrt ist Landschaftlich wieder ein Erlebnis und wir kommen wie so oft nach Einbruch der Dunkelheit an. Der Mond geht noch während der Fahrt auf und tänzelt über den Reptilienrücken ähnlichen Bergen neben der Straße. Ein kleines Highlight ist ein Polizist, der uns an einer Mautstation kontrolliert, dabei leicht verwirrt unsere Führerscheine betrachtet und dann auf einmal mit ein Lächeln „DINNER ??!!“ hervorstößt und dabei auf die Polizeistation deutet. Er lädt uns doch glatt vor Sonnenuntergang zum Abendessen ein… in der Polizeistation. Leider haben wir es eilig und müssen ablehnen :(.

In Esfahan erkunden wir sogleich ein wenig die Stadt. Vor allem die Brücken entlang des Flusses haben es uns angetan. Die 33-Bogen-Brücke (Si-o-Se-Pol) finden wir auch ohne Probleme und sind schwer beeindruckt. Architektonisch ist sie ein echtes Gustostückerl. Das Beste ist, dass es sogar eine Art Bar/Restaurant gibt wo wir einen herrlichen Hühner Kabab verdrücken und bei guter Atmosphäre den Blick über das (leider ausgetrocknete) Flussbett genießen. So einen netten Ort zum draußen sitzen hatten wir bis dahin im Iran vergeblich gesucht.

Am nächsten Tag steht ein Besuch des Imam Squares (Meidan-e-Emam) auf dem Programm. Dieser Platz beeindruckt durch seine gigantischen Ausmaße. Er ist über 500m lang und man findet hier einige prachtvolle und vor allem durch Ihre Größe atemberaubende Moscheen. In den Kaskaden die den Platz einfassen gibt es einen Bazar der an einer Ecke noch weit nach hinten verläuft. Man kann sich hier lebhaft vorstellen, wie in früheren Zeiten vor lauter „Business, Business“ nur so gewußelt hat. Heute ist der Bazar leer, was allerdings sicher auch an der Uhrzeit liegt… es ist Mittag und verdammt heiß.

Am späteren Nachmittag laufen wir noch ein wenig in der Stadt umher und finden dabei heraus, dass man auch während des Ramadan etwas zu essen bekommt! Martin fallen die Vorhänge an einem Burgerladen auf. Türen und Fenster sind dadurch verdeckt. Wir schieben sie einfach mal zur Seite, um zu sehen, was sich dahinter verbirgt… das Lokal ist gut besucht und der erste Blick fällt auf einen Dame mit Schleier, die sich Fritten in den Mund stopft. Große Erleichterung überkommt uns, denn wir sind am Verhungern! Mit vollen Mägen besuchen wir noch das armenische Viertel sowie eine weitere Brücke. Unterwegs spricht uns ein Iraner an, der viele Jahre in Deutschland gelebt hat und wie es uns hier schon fast üblich erscheint werden wir am nächsten Tag zum Essen eingeladen… :). Der Tag endet wieder an der Bogen Brücke bei Kabab und Limettenbier…

Das Mittagessen am folgenden Tag ist wie meistens im Iran ausgezeichnet und wir unterhalten und blenden mit unseren beiden Gastgebern. Wir zeigen und betrachten noch rund eine Stunde lang Fotos bevor es weiter zu einem Feuertempel im Westen der Stadt geht. Er diente noch vor der Zeit des Islam als religiöse Stätte, als die Menschen noch das Feuer anbeteten. Er liegt auf einer kleinen Anhöhe, die es bei der Hitze in sich hat… der Blick über die Stadt entschädigt uns allerdings für unsere Anstrengungen 🙂 Am Abend treffen wir noch Michael und ein deutsches Paar, das mit Ihm reist, bevor wir ins Hotel schlendern und in die Betten fallen.

 

Persepolis & Rostam“s Felsengräber ums Eck

Der nächste Tag führt uns nach Shiraz, wo wir Persepolis besuchen wollen. Wir entscheiden uns für die längere Route und werden mit einer tollen Kurvenhatz belohnt. Nach rund 9 stündiger Fahrt kommen wir an und finden Gott sei Dank sofort die gesuchte Unterkunft.

Am nächsten Tag geht es auch schon nach Persepolis. Wir sind relativ früh vor Ort (9h) und erfreuen uns daran, dass es so gut wie keine Besucher gibt. So spazieren wir komplett entspannt gut 2 Stunden durch die relativ gut erhaltenen Ruinen dieser ehemaligen Palastanlage und lassen unsere Fantasie in die goldenen Zeiten Persiens eintauchen. Wir treffen auch auf zwei Franzosen die wir am Vortag im Hotel kennengelernt hatten sowie eine Dänin, welche ich noch in Teheran im Hotel getroffen hatte. Gemeinsam erklimmen wir die beiden Felsengräber, welche hinter der Anlage liegen. Der Blick über Persepolis lässt uns alle verstummen. Nach dieser Schweigeminute fahren wir weiter zu Naqsh-e-Rostam, einer weiteren Anlage mit 4 Felsengräbern die weit über dem Boden in den Stein geschlagen wurden. Ihre Ausmaße sind gigantisch und ich fühle mich wie ein kleiner Indiana Jones mit dem Wunsch hochzuklettern und zu sehen, wie die Gräber von Innen aussehen…

 

Ab in die Wüste

Von Shiraz geht es am Folgetag nach Yazd. Von dieser Stadt wissen wir nur, dass es dort verdammt heiß ist und es viele typische Lehmbauten gibt. Die Fahrt ist dieses Mal recht kurz und unspektakulär – außer, dass wir nun wirklich durch die Wüste fahren! Zwei mal nehmen wir uns für ein Fotoshooting Zeit wobei wir beim zweiten Mal so richtig im Wüstensand herumfetzen. Endlich endlich! Einfach herrlich und die KTMs lassen sich sogar trotz voller Beladung relativ leichtfüßig bewegen. In Yazd genießen wir die Ruhe in einem wunderbaren Hotel und spannen hier komplett aus bevor wir nach 4 Tagen weiter nach Kerman ziehen wo wir mit Michael eine Nacht in der Khalut Wüste verbringen werden.

Am Weg nach Kerman passiert dann das Unmögliche… wir fahren und auf einmal habe ich den Eindruck vor uns 2 Motorradfahrer zu sehen. Ich sage mir noch: „nein, keine Chance, dass wir gerade jetzt andere Reisende treffen“, doch falsch gedacht. Fabian und Janine sind 2 sehr erfahrene Motorradreisende aus der Schweiz und nach einem kurzen Gespräch steht fest, dass wir gemeinsam durch Pakistan fahren werden :). Wir fahren getrennt weiter, da Martin und ich es eilig haben doch kurz danach merke ich, dass ich meinen Pass in Yazd vergessen habe. Ich Depp ich…(klar, dass denkt Ihr Euch jetzt alle!). Nach einem kurzen Telefonat steht fest, dass der Pass nachgesendet wird und wir fahren weiter. Der Schock und die Unsicherheit während der nächsten Tage, ob das heilige Heft auch tatsächlich ankommt ist allerdings groß.

An diesem Abend fahren wir wie abgemacht in die Wüste und erleben hier einfach eine wunderbare Nacht. Wir kommen kurz vor Sonnenuntergang an und genießen die Ruhe und den Ausblick in die Grenzenlosigkeit der Wüste, welche von kleinen und großen Sandmonumenten durchzogen ist. Ich wollte natürlich gleich mit der Maschine mitten durch den Sand doch nach nur 30 Metern gräbt sich mein Hinterrad ein und die KTM schläft die Nacht an dieser Stelle – den Ständer muss ich dafür gar nicht mehr ausklappen. Wir essen Melone und Kekse und legen uns hin, um den immer stärker werdenden Sternenhimmel zu beobachten – in diesem Moment wünsch ich mir meinen Vater her, der uns die Gestirne finden und ihre Geschichten erzählen könnte. So bleibt mir nur, stolz auf den großen Wagen und Cassiopeias gespreizten Beine zu verweisen (Martin und Michael haben noch weniger Ahnung als ich) und auf Sternschnuppen zu lauern. Viele sehe ich nicht, dennoch schlafe ich irgendwann sehr glücklich ein. In der Nacht zieht dann noch ein kleiner Sandsturm über uns hinweg und in der Früh habe ich das Glück, noch kurz vor Sonnenaufgang aufzuwachen.

Diesen mitten in der Wüste beobachten zu dürfen zählt wahrscheinlich zu einem sehr seltenen Privileg im Leben und genau deshalb beobachte ich in Ehrfurcht wie die Sonne langsam immer höher steigt. In solchen Momenten lasse ich mein Leben gerne ein wenig Revue passieren und versuche mir bewusst zu werden, welches Glück mir bisher zuteil wurde und dass ich gerade einen Höhepunkt desselben erleben darf. Wir fahren relativ früh los und unser Guide führt uns zu einem kleinen Wasserbecken, dass sich abseits der Straße versteckt. Bei Melone und Keksen (wie am Vorabend) sitzen wir im Wasser (mitten in der Wüste!) und fühlen uns pudelwohl.

 

Der Pass ist da! Ab geht’s nach Pakistan!

Zurück im Hotel in Kerman (von wo aus wir den Wüstentrip gestartet hatten) erfahre ich, dass sich die „Passankunft“ verzögern wird und unsere neuen Schweizer Mitstreiter verhandeln, dass wir während der Wartezeit im Hof des Hotels campen können. Wir übernachten so 3 mal und verwenden das erste mal unseren Gaskocher (Schande über uns :)) ). Fabian und Janine bringen uns in kürzester Zeit jede Menge bei, was die Bikes und eben das Campen betrifft – ein echter Gewinn für unsere Reise. Unter anderem improvisieren wir mit alten Öl- und einem Benzinkanister ein Zusatzvolumen von rund 21 Litern Benzin pro Motorrad (das ist mehr als der Originaltank!). Fabian will auf keinen Fall ein Risiko eingehen, was die Kraftstoffversorgung in Pakistan angeht.

Als ich meinen geliebten Pass dann endlich wieder in Händen halte fällt mir ein riesen Stein vom Herzen und am nächsten Tag fahren wir los. In Bam, einer Stadt die 2003 von einem Erdbeben beinahe komplett zerstört wurde schlafen wir in einem Hotel, wo wir von einem der Manager herzlichst versorgt werden und die Motorräder sogar im Coffeeshop parken dürfen. Danach geht es über Mirjave, die letzte Stadt vor der Grenze, nach Pakistan… und diese Story solltet Ihr Euch definitiv nicht entgehen lassen!

 

404