Nepal – Teil 2
Sebastian: Nach Eva’s Abreise bleiben wir noch einen Tag in Kathmandu wo wir mit Sue und Tom (unsere Australier die wir bei unserem ersten Trek kennengelernt haben) essen gehen und davor durch die von Kerzen, Lichtspielen sowie farbigen Bodenbemalungen geschmückte Stadt schlendern. In Nepal versucht man so während des Deepavali Festivals, die Gottheit Lakshmi einzuladen, doch ein wenig Wohlstand ins Haus zu bringen. Wer sich darüber wundert, dass jede Menge Svastika (Hakenkreuze) auf die Straße gemalt werden, dem soll gesagt sein, dass es sich hierbei ursprünglich um ein Glückssymbol handelte, bevor es für andere Zwecke mißbraucht wurde.
Buddhismus, Meditation und Yoga
Am nächsten Tag sind wir auch schon wieder on the road nach Pokhara wo wir die gewonnene Zeit (wir mussten ja unseren Flug nach Thailand aufgrund der Überschwemmungen verschieben) in einen buddhistischen Meditations-Retreat und einen weiteren Trek investieren wollen. Wir buchen also in einem Meditationszentrum einen 2,5 tägigen Kurs der hauptsächlich „buddhist teaching“ sowie Yoga und Mediation umfasst.
Der lehrende Mönch Yeshe, ein Amerikaner der auch mal in der Unterhose herumlief (abends zur Dusche, nicht während des Teachings :P) stellt sich schnell als Glückgriff heraus, auch wenn er manchmal ein wenig viel plaudert. Allerdings gelingt es ihm uns in dieser kurzen Zeit die Grundlagen des Buddhismus näher zu bringen. Die Inhalte sind interessanterweise sehr unreligiös, dafür allerdings ausgesprochen logisch und zum Großteil nachvollziehbar. Ich werde an dieser Stelle nicht ins Detail gehen, möchte aber jeden ans Herz legen sich mal ein wenig mit Buddhismus zu beschäftigen – man kann eigentlich nur davon profitieren!
Auch was Yoga und Meditation betrifft war ich bis dato ein unbeschriebenes Blatt und dementsprechend undehnbar für Ersteres beziehungsweise unruhig für Zweiteres. Martin ist mir diesbezüglich schon um Einiges voraus, da er ja vor 3 Jahren schon in Nepal war und zwei 10-Tages Retreats absolviert hatte.Innerhalb der kurzen Zeit kann ich allerdings schnell eine Verbesserung feststellen und als Martin und ich dann noch beschließen eine Woche länger zu bleiben und diese schweigend, meditierend und yogernd zu verbringen merke ich schnell den Mehrwert der physischen wie mentalen Übungen. Nichtsdestotrotz beende ich die Mediation nach 4 Tagen – 6 Sessions pro Tag waren mir dann zu viel des Guten :). Martin bricht sein Schweigen erst nach den 7 Tagen, dann ist dafür umso redseeliger und wir verbringen gleich einen netten Abend mit Beate und Jocelyn, 2 Ladies die wir während des Retreats kennen gelernt hatten.
Nach dieser Woche voll Ruhe und Besinnung beschließen wir einen 4-5 tägigen Trek unweit von Pokhara in Angriff zu nehmen – das Base Camp des Mardi Himal (quasi eine kleine Runde innerhalb des Annapurna Circuits). Spontanerweise schließt sich auch noch Anna, auch ein Mädel aus dem Retreat, an und wir machen uns zu 3t auf den Weg.
Schon am ersten Abend werden wir mit einem faszinierenden Ausblick auf den Fishtail und den Annapurna South belohnt (+7000 Meter). Keine Wolke hat sich an diesem Tag auf den sattblauen Abendhimmel verirrt und wir beobachten schweigend die sich im Sonnenuntergang orange-rosa verfärbenden Berge. Dabei wundern wir uns auch ein wenig, wo denn der Mond bleibt… und staunen mit offenen Mündern als er sich ganz heimlich über einer Bergkette rechts von uns hervorschleicht. Er ist fast so groß wie die Sonne und wir können tatsächlich beobachten wie er Zentimeter für Zentimeter emporsteigt, um sich schließlich von den Bergen zu lösen und vor uns zu schweben. Ich habe so etwas noch nie beobachten dürfen und so geht es auch den anderen beiden. Am Abend sitzen wir dann noch beim Lagerfeuer zusammen und diskutieren über Gott und die Welt. Anna stellt sich als tolle Reisepartnerin heraus und wir führen viele interessante Gespräche mit ihr.
Die nächsten beiden Tage stapfen wir durch einen wilden Dschungel und ich fühle mich beinahe wie Bastian aus der Unendlichen Geschichte. Als wir dann noch an einem Sumpfloch vorbeigehen kommen mir fast die Tränen, in Erinnerung an Artrejus Pferd Artax, welches im Film in einem Sumpf versinkt. Immer öfter können wir dank unserer Reise nachvollziehen, woher manche Drehbuchautoren ihre fantasievollen Ideen haben müssen :).
Nach der Baumgrenze geht es zwischen großen, strohgelben Grasbüschen weiter bevor wir beim letzten Zwischenstopp vor dem Base Camp ankommen. Als ich die Hütte betrete sehe ich, dass schon 3 weitere Wanderer gedrängt am Feuer sitzen (es ist nämlich saukalt da oben…). Man stellt sich einander vor und ich erfahre, dass einer ein Österreicher aus Tirol ist und die anderen beiden ein Pärchen schwuler Prostituierter aus Norwegen… Huh?! Wie bitte?! Schnell wird erklärt, dass man nur einen Scherz gemacht hat, aber eines ist mir sofort klar – heute wird noch viel gelacht! Und genauso ist es dann auch. Mit Jesper und Garth gibt es keine Limits und wir verbringen einen Abend der uns einen satten Bauchmuskelkater bereitet :). Das tut mal wieder so richtig gut!
Als wir am nächsten Morgen aufstehen haben wir dann auch noch (wie so oft muss man schon zugeben) das Glück, dass sich der dichte Wolkenvorhang kurz für ein paar Fotos aufreißt. Danach geht allerdings nichts mehr, dicker Nebel steigt aus dem Tal hoch und verschleiert die Berge vor uns. So beschließen wieder abzusteigen. Der Hike führt uns über eine andere Route ins Tal zurück wo wir ebenfalls durch einen Dschungel wandern und dabei auch mal kurz Affen erspähen. Dass hier auch Tiger und Bären abhängen haben wir erst am Tag zuvor (in der Hütte) erfahren – aber wir furchtlosen Eastbounder lassen uns davon natürlich nicht aufhalten und erreichen nach gesamt 4 Tagen wieder Pokhara.
In Pokhara bleiben wir noch ein paar Tage, treffen uns mit Jesper und Garth und gehen mal wieder richtig einen heben :). Das erste mal seit langem wird wieder ein wenig getanzt und viel geplaudert. Den Abend bezahlen wir mit einem Katertag im Hotelzimmer, aber das stört uns wenig.
Zurück in Kathmandu bleibt uns dann nur noch den Transport der Bikes unter Dach und Fach zu bringen. Dank der Hilfe von Suraj und seiner Frau ist auch das ein Kinderspiel und die KTMs sind bald am Flughafen und in 2 Holzboxen verstaut. Am vorletzten Abend gehen wir dann nochmal mit Sue, Tom und Beate essen. Am nächsten Tag fühlen wir uns beide nicht mehr so rosig und Martin sagt sogar die Einladung zum Abendessen bei Suraj (Spediteur) ab – und das will was heißen. Ich schleppe mich zwar der Höflichkeit halber noch zu ihm nach Hause, bezahle diesen Übermut allerdings mit Schüttelfrost und Bauchschmerzen (um es simple auszudrücken) während der letzten Nacht in Nepal… Am Weg zum Flughafen krieche ich dann mehr als ich gehe und kann es kaum mehr erwarten, endlich im warmen Thailand anzukommen.
Zusammengefasst war der Aufenthalt in Nepal, wie auch in allen anderen Ländern, beeindruckend. Die Berge, die Menschen – leider nicht das Essen! – alles war ein tolle Erfahrung und jeder sollte dieses Land zumindest auf der Liste der Wunschdestination haben! Einzig, dass wir nicht mit den Bikes fahren konnten ist mir am Ende schon ein wenig im Magen gelegen. Fast 2 Monate sind unsere Ersatzfrauen vor dem Hotel gestanden und verstaubt 🙁 Dafür soll sich das in Thailand drastisch ändern – und eines kann ich Euch versprechen: genau das ist auch passiert. Bald gibt’s dazu mehr – stay tuned!