Malaysien oder die Verschiffungsodyssee

Written by Sebastian on März 5th, 2012. Posted in Allgemein

Martin: Wir erreichen die malaysische Grenze, das Visum ist schnell gekauft und zum ersten Mal wird eine Fahrzeugversicherung verlangt, die an der Grenze aber nicht zu kaufen ist. Nachdem wir dem Zollbeamten die Problematik erklären, bittet er uns einfach vorsichtig zu fahren, stempelt die Carnets ab und wünscht uns einen schönen Aufenthalt in Malaysien… nicht ohne uns vorher Tips zu geben, was wir auf keinen Fall verpassen sollen. Wiedermal beflügelt von der Freundlichkeit der Grenzbeamten freue ich mich richtig Malaysien kennen zu lernen


Das erste was mich sofort fasziniert ist wie grün die Landschaft im Norden ist, eine traumhafte Strasse führt uns zunächst durch dicht bewaldeten Urwald, dann an einem See vorbei, bis wir die Provinzhauptstadt Kangar erreichen. Sebas ist so happy, dass er vor lauter Freude eine Strasse entlangwheelt. Da es bereits anfängt dunkel zu werden, beschließen wir hier zu übernachten. Die Bikes dürfen wir netterweise auf dem Gehsteig vor dem Hotel parken. Da Malaysien größtenteils muslimisch ist, ist von einer Weihnachtsstimmung nicht viel zu spüren. Heilig Abend verbringen wir im Kentucky Fried Chicken, dem einzigen Ort wo es hier gratis Internet gibt. Nach zwei Tagen und unzähligen Chicken Wings beschließen wir weiterzufahren. Aber dann passiert wiedermal einer jener bei mir Gänsehaut verursachenden Momente…

 

Der KTM Fan Klub Malaysien

Gerade als wir aufbrechen wollen, hält auf einmal ein Pick up neben uns. Der Fahrer erklärt uns, dass er ebenfalls KTM fährt und ob wir noch ein wenig Zeit haben. Innerhalb  von 10 Minuten stossen 5 KTM Fahrer mit ihren KTMs zu uns und wir erfahren, dass der Typ im Auto der Vize Präsident vom KTM Fan Klub Malaysien ist. Sie haben unsere Bikes gesehen und sind seit dem regelmäßig bei uns vorbeigefahren, in der Hoffnung uns zu sehen und uns kennen zu lernen. Wir sind total hin und weg, wieder einmal einer jener Momente, die einfach so „passieren“. Wir werden vom Vize Präsidenten nach Hause zum Essen eingeladen, von dort geht’s gemeinsam nach Alor Setar, wo wir den Präsidenten des Klubs kennen lernen. Alle sind unglaublich freundlich und von Anfang an fühlen wir uns wie in einer Familie aufgenommen. Als wir ihnen erzählen, dass wir hier den Transport nach Südamerika organisieren möchten und diesbezüglich noch keine Ahnung haben, wird sofort heftig herumtelefoniert. Wir bekommen einen Kontakt und KTM Malaysien in Penang wird von unserer Anwesenheit informiert.

Bevor wir zur 2 Stunden entfernten Insel Penang aufbrechen, machen wir noch einen Zwischenstopp bei der Hochzeit eines Fanklubmitglieds. Eine „kleine“ Hochzeit mit nur 200 Gästen wie sie uns erzählen. Mittlerweile sind wir ca. zu 10 und obwohl wir einfach reinkrachen sind wir zu meiner Überraschung nicht nur herzlich willkommen, das Hochzeitspaar freut sich richtig, dass wir vorbeischauen. Nach dieser eindrucksvollen Erfahrung machen wir uns auf den Weg und um sicher zu gehen, dass wir in Penang KTM auch wirklich finden, wird beschlossen, dass einer unserer neuen Freunde uns vorfährt.

KTM Malaysien

Über eine Brücke erreichen wir noch immer beflügelt über das gerade Erlebte die Insel Penang und kurze Zeit später stehen wir schon vor dem Flagship Store von KTM… und staunen nicht schlecht als uns plötzlich ein groß gewachsener Blonder mit Berliner Schnauze anspricht. Anfangs ein wenig durch den Berliner Schmäh verwirrt, freunden wir uns schnell mit Philipp an, der als Chef Mechaniker das malaysische Mechaniker Team betreut. Auch Leong, ein weiter KTM Mitarbeiter, steht uns sofort mit Rat und Tat zur Seite. Der KTM Spediteur wird kontaktiert, die Bikes bei KTM geparkt und Teile unseres Gepäcks dürfen wir netterweise bei Philipp im Büro bunkern…

… da hat er noch nicht gewusst, dass sie dort eine ganze Weile lang bleiben werden 🙂 Wir allerdings auch nicht. Dass wir bei unserer Kurzrecherche vor unserer Abfahrt keine Transporterfahrungsberichte von Malaysien nach Südamerika gefunden haben, hat nämlich seinen Grund… die Route ist per Schiff elends lang und per Flug unerschwinglich.

Penang und die Transport Odyssee

Penang hat mit seiner kolonialen Altstadt in der Hauptstadt Georgetown, umgeben von sehr modernen Stadtteilen, wie wir sie aus westlichen Ländern kennen, seinen eigenen Charm. Hier ist auch der Hub zu nahe gelegenen Inseln und zur Überfahrt nach Thailand, wodurch es viele Hostels, Thai Visa Vermittlungsstellen…und viele Touristen gibt. Neben Kelang befindet sich auf Penang auch der wichtigste Hafen Malaysiens. Die Hauptstadt Kuala Lumpur ausgenommen, ist Penang der, für unsere Verhältnisse, liberalste Bundesstaat Malaysiens. Das kommt daher, dass hier überwiegend chinesisch stämmige Malaisen leben, die auch den Gouverneur stellen. Dadurch ist Alkohol überall erhältlich und auch das Nachtleben sehr ausgeprägt. Wir hätten es also schlimmer erwischen können 🙂

 

Die nächsten Tage verbringen wir damit, nach Transportmöglichkeiten zu recherchieren, mit Leong mit dem Motorrad die Insel und mit Philipp sehr ausgiebig das Nachtleben zu erkunden. Der Flag Ship Store wird zu unserem zweiten zu Hause, hier treffen wir Effendy, den Spediteur von KTM, dem wir letztendlich verdanken, dass unsere Bikes überhaupt verschifft werden. Denn nicht mal das ist auf unserer Route eine Selbstverständlichkeit, nachdem unsere Anfrage bei 2 anderen Spediteuren von vornherein abgelehnt wurde. Glücklicherweise scheint es sich Effendy zu seiner persönlichen Herausforderung gemacht zu haben, unsere Bikes nach Südamerika zu bekommen. Da es zwischen Weihnachten und Silvester ist, wird auch die interne Transportabstimmung für Effendi zur Herausforderungen, da in Südamerika jeder auf Urlaub zu sein scheint. Damit heißt es auch für uns warten, warten und nochmals warten. Da wir wieder einmal mit unseren Berichten hinten nach sind, bringen wir in der Zwischenzeit die Homepage wieder auf Vordermann und nach einer Woche in Penang beschliessen wir am 30.12 eine Ausfahrt zu machen und gegebenenfalls Neujahr in Kuala Lumpur zu feiern.

Ein schön feuchter Kurzausflug

Wir holen unsere Bikes von KTM ab und auf geht’s in den Norden zum East-West Highway, einer Strasse, die die Ostküste Malaysiens mit der Westküste verbindet und durch hügeligen Regenwald führt. Wir übernachten in einem kleinen Dorf kurz vor der Abzweigung in den Süden, die zu den Cameron Highlands führt, bekannt für seine Schokoladen und Erbeerproduktion… und aufgrund der kurvigen Strassen ein weiteres Motorradhighlight Malaysiens ist.

 

Am nächsten Tag werden wir mit Regen beglückt, der gnädigerweise zumindest einige Päusschen einlegt. Die Strasse zu den Cameron Highlands ist traumhaft, sie führt uns durch Dschungel, Palmenhaine und kleine Dörfer. Immer wieder sehen wir Erdstrassen, die mitten in den Dschungel abzweigen. Irgendwann hält es Sebastian nicht mehr aus und besteht auf einen Abstecher ins dicht bewachsene Grün. Die Fahrt hat etwas für sich, anstatt durch den Dschungel zu fahren, gehts jetzt mittendrin immer tiefer in den dicht bewachsenen Wald. Wir sind umgeben von unzählige n Variationen von Grün, die Atmosphäre hat etwas von Abenteuer und Harmonie. Auch der Weg ist eigentlich ganz angenehm zu fahren, die Reifen haben trotz Schlamm und teilweise tieferen Matschdurchfahrten Grip und ich fange an die Ausfahrt richtig zu genießen. Bis es auf einmal wieder anfängt zu schütten.

 

Innerhalb von Sekunden ändert sich der Matschweg in eine Schlammlawine, die auch für  unsere sonst sehr zuverlässigen Reifen eine Stufe zu hoch ist. Von Grip keine Spur mehr, anstatt zu fahren, rutschen wir wo immer uns der Schlamm hinträgt.  Durch den Regen und die Luftfeuchtigkeit läuft das Visier dauernd an und bei offenem Visier sind meine Augen einer Akkupunkturbehandlung ausgesetzt dies ins sich hat. Quasi blind geht’s rutschenderweise zurück und bei einer Pfützendurchfahrt kommts wies kommen muss und Eva-Dos rutscht mir unterm Hintern weg und opfert dabei ihren halben Bremshebel. Nach einer kurzen Pause in einer Dorfkneipe gehts waschelnass weiter. Es ist sau kalt und vollkommen durchnässt frieren wir was das Zeug hält. Silvester in Kuala Lumpur können wir vergessen und so beschließen wir, als es bereits anfängt dunkel zu werden, zurück nach Penang zu fahren und dort ins neue Jahr zu rutschen.

Neujahr – ein Abstecher in die Jugend

Um 11 in der Nacht erreichen wir ziemlich fertig Penang, es geht sofort in unser Hostel und nach einer schnellen heißen Dusche geht’s ab zum Hauptplatz zum Feuerwerk. Die Bikes dürfen wir netterweise im Eingangsraum vom Hostel parken. Um Punkt 12 erreichen wir den Hauptplatz und nach einem kurzen, aber sehr netten Feuerwerk, geht’s weiter in eine der vielen Bars. Die Strassen sind voller Menschen und die Stimmung ist großartig. Der Abend wird zu einem Abstecher in unsere Jugend, wo Tischfußball zur regelmäßigen Beschäftigung zählte. Obwohl wir beide schon Ewigkeiten nicht mehr gespielt haben, scheint’s heute zu funktionieren und der kurz nach Mitternacht eroberte Tisch bleibt bis zum Lokalschluss um 5 in der Früh unserer 🙂 Dabei lernen wir sehr nette Malaysier kennen mit denen wir spielend, tratschend und ausgiebig anstossend ins neue Jahr rutschen.

Die Organisation des Motorradtransportes zieht sich über die nächsten 2 Wochen, da die interne Preisabstimmung aufgrund der Urlaubszeit ziemlich träge vonstatten geht. Da wir jeden Tag auf neue Info hoffen, heißt es für uns warten, warten und nochmals warten. Ich beschließe, nicht wie geplant nach Indonesien weiterzufahren, sobald die Motorräder am Schiff sind, sondern direkt mit dem am billigsten gefunden Flug über Singapur, Tokyo und Houston nach Bogotá zu fliegen um dort mein Spanisch aufzufrischen. In der Zwischenzeit wird die Homepage weiter überarbeitet und mit Philipp und Freek, einem Holländer, den wir im Hostel kennen lernen, das Nachtleben inspiziert. Bastls Geburtstag wird ungeplanter weise mit anderen Hostelgästen, die wir am Vorabend zu seinem Geburtstag kennen lernen, zu einer bis um 6 in der Früh andauernden Feier. Ein Top Abend der uns wieder einmal gezeigt hat, dass wir nicht mehr die jüngsten sind und ich brauche 3 Tage bis ich mich von dieser Strapaze erhole.

Mitte Jänner ist es dann endlich soweit, die Preise sind da! $ 700 pro Bike bis zum Hafen von Valparaiso, das heißt, dass in Chile noch Hafengebühren etc. dazu kommen, deren Höhe wir nicht wissen. Da wir aber nicht mehr Zeit verlieren möchten sagen wir zu und hoffen jetzt mal, dass sich das in Grenzen hält, auch so ist der Preis für einen Schiffstransport irre hoch und mich wundert es überhaupt nicht, dass anscheinend niemand diese Route wählt. Bevor unsere KTMs in die Holzbox verpackt werden, werden die Bikes noch fit gemacht, die Ketten gewechselt und Philipp’s Expertise ist zu verdanken, dass mein zufällig aufkommendes Stocken des Antriebs gelöst wird. Irgendein Teilchen in der Benzinpumpe hat einen kleinen Riss gehabt…

 

Den letzten Abend, bevor wir nach Kuala Lumpur aufbrechen, verbringen wir noch mit dem KTM Team und einigen Kunden. Wir wollen uns eher zurückhalten, da am nächsten Tag unsere Bikes und Gepäck bei KTM für den Transport gecratet werden und wir da dabei sein sollten. Tun wir aber nicht. Nach einer schwer durchzechten Abschiedsnacht wachen wir gerade mal zu Mittag auf. Wir rufen Philipp an und erfahren erfreulicherweise, dass er das cratern der Bikes gemeinsam mit ein paar andern KTM Mitarbeitern für uns übernommen hat. Der arme, war noch länger unterwegs als wir und das erste was ihn in der Früh erwartet, ist das ziemlich mühsame Verpacken unserer Weggefährten. Uns plagt das schlechte Gewissen, aber nicht nur, dass wir nicht zusammen geschissen werden, bekommen wir zum Abschied noch jeder 2 KTM Malaysien T-Shirts als Andenken.Hier ein riesen Dankeschön an KTM Malaysien und deren Spediteur Efendy für die tolle Unterstützung während unseres Aufenthalts!

Endlich! Es geht weiter!

Nach einen tränenreichen Abschied gehts von KTM direkt zum Bus und ab nach Kuala Lumpur, das wir in der Nacht erreichen. Hier finden wir in China Town ein ganz nettes Hostel. Die nächsten 2 Tage verbringen wir mit Sightseeing und werden von einem der KTM Kunden, den wir in Penang kennengelernt haben, zur Erkundung des sehr lebhaften Nachtlebens eingeladen. Die Stadt selber ist sehr modern und sauber, was natürlich hervorsticht sind die Weltbekannten Petronas Twin Towers, eines der höchsten Hochhäuser der Welt.

 

Die letzte Nacht machen wir durch, mein Flieger nach Singapur geht um 8 in der Früh, Sebas Maschine nach Bali um 11. Es ist das erste Mal seit wir losgefahren sind das wir uns trennen und so hat der Abschiedskaffee beim Starbucks am Flughafen durchaus etwas melancholisches. Bin mal gespannt, wie es sein wird, wenn wir uns nach ca. 2 Wochen wiedersehen.

 

Von Malaysien haben wir aufgrund der Transport Odysee nicht allzu viel gesehen, aber was wir gesehen haben war top, ganz zu schweigen von den Menschen, die wir wieder einmal kennen lernen durften. Malaysien ist auf alle Fälle ein Land, dass ich besser kennen lernen möchte, wunderschöne Landschaften und ein Schmelztiegel der Kulturen, wo unzählige Volksgruppen mit unterschiedlichen Religionen friedlich mit- und nebeneinander leben.

Wie es ist alleine in das ach so gefährliche Kolumbien zu Reisen und wie es war Eva nach mehr als 3 Monaten endlich wieder zu sehen erfahrt ihr in Kürze. Stay tuned 🙂

 

Martin: Wir erreichen die malaysische Grenze, das Visum schnell gekauft und zum ersten
Mal wird eine Fahrzeugversicherung verlangt, die an der Grenze aber nicht zu kaufen ist.
Nachdem wir dem Zollbeamten die Problematik erklären, bittet er uns einfach vorsichtig zu
fahren, stempelt die Carnets ab und wünscht uns einen schönen Aufenthalt in Malaysien…
nicht ohne uns vorher Tips zu geben, was wir auf keinen Fall verpassen sollen. Wiedermal
beflügelt von der Freundlichkeit der Grenzbeamten freue ich mich richtig Malaysien
kennen zu lernen. 

Das erste was mich sofort fasziniert ist wie grün die Landschaft im Norden ist, eine
traumhafte Strasse führt uns zunächst durch dicht bewaldeten Urwald, dann an einem
See vorbei, bis wir die Provinzhauptstadt Kangar erreichen. Da es bereits anfängt dunkel
zu werden, beschließen wir hier zu übernachten. Die Bikes dürfen wir netterweise auf
dem Gehsteig vor dem Hotel parken. Da Malaysien größtenteils muslimisch ist, ist von
einer Weihnachtsstimmung nicht viel zu spüren. Heilig Abend verbringen wir im Kentucky
Fried Chicken, dem einzigen Ort wo es hier gratis Internet gibt. Nach zwei Tagen und
unzähligen Chicken Wings beschließen wir weiterzufahren. Aber dann passiert wiedermal
einer jener bei mir Gänsehaut verursachenden Momente…

Der KTM Fan Klub Malaysien

Gerade als wir aufbrechen wollen, hält auf einmal ein Pick up neben uns. Der Fahrer
erklärt uns, dass er ebenfalls KTM fährt und ob wir noch ein wenig Zeit haben. Innerhalb
von 10 Minuten stossen 5 KTM Fahrer mit ihren KTMs zu uns und wir erfahren, dass der
Typ im Auto der Vize Präsident vom KTM Fan Klub Malaysien ist. Sie haben unsere Bikes
gesehen und sind seit dem regelmäßig bei uns vorbeigefahren, in der Hoffnung uns zu
sehen und uns kennen zu lernen. Wir sind total hin und weg, wieder einmal einer jener
Momente, die einfach so „passieren“. Wir werden vom Vize Präsidenten nach Hause zum
Essen eingeladen, von dort geht’s gemeinsam nach Alor Setar, wo wir den Präsidenten
des Klubs kennen lernen. Alle sind unglaublich freundlich und von Anfang an fühlen wir
uns wie in einer Familie aufgenommen. Als wir ihnen erzählen, dass wir hier den Transport
nach Südamerika organisieren möchten und diesbezüglich noch keine Ahnung haben,
wird sofort heftig herumtelefoniert. Wir bekommen einen Kontakt und KTM Malaysien in
Penang wird von unserer Anwesenheit informiert.

Bevor wir zur 2 Stunden entfernten Insel Penang aufbrechen, machen wir noch einen
Zwischenstopp bei der Hochzeit eines Fanklubmitglieds. Eine „kleine“ Hochzeit mit
nur 200 Gästen wie sie uns erzählen. Mittlerweile sind wir ca. zu 10 und obwohl wir
einfach reinkrachen sind wir zu meiner Überraschung nicht nur herzlich willkommen, das
Hochzeitspaar freut sich richtig, dass wir vorbeischauen. Nach dieser eindrucksvollen
Erfahrung machen wir uns auf den Weg und um sicher zu gehen, dass wir in Penang KTM
auch wirklich finden, wird beschlossen, dass einer unserer neuen Freunde uns vorfährt.

KTM Malaysien

Über eine Brücke erreichen wir noch immer beflügelt über das gerade Erlebte die Insel
Penang und kurze Zeit später stehen wir schon vor dem Flagship Store von KTM…

und staunen nicht schlecht als uns plötzlich ein groß gewachsener Blonder mit Berliner
Schnauze anspricht. Anfangs ein wenig durch den Berliner Schmäh verwirrt, freunden wir
uns schnell mit Philip an, der als Chef Mechaniker das malaysische Mechaniker Team
betreut. Auch Leong, ein weiter KTM Mitarbeiter, steht uns sofort mit Rat und Tat zur
Seite. Der KTM Spediteur wird kontaktiert, die Bikes bei KTM geparkt und Teile unseres
Gepäcks dürfen wir netterweise bei Philip im Büro bunkern…

… da hat er noch nicht gewusst, dass sie dort eine ganze Weile lang bleiben werden 🙂
Wir allerdings auch nicht. Dass wir bei unserer Kurzrecherche vor unserer Abfahrt keine
Transporterfahrungsberichte von Malaysien nach Südamerika gefunden haben, hat
nämlich seinen Grund… die Route ist per Schiff elends lang und per Flug unerschwinglich.

Penang und die Transport Odysee

Penang hat mit seiner kolonialen Altstadt in der Hauptstadt Georgetown, umgeben von
sehr modernen Stadtteilen, wie wir sie aus westlichen Ländern kennen, seinen eigenen
Charm. Hier ist auch der Hub zu nahe gelegenen Inseln und zur Überfahrt nach Thailand,
wodurch es viele Hostels, Thai Visa Vermittlungsstellen…und viele Touristen gibt. Neben
Kelang befindet sich auf Penang auch der wichtigste Hafen Malaysiens. Die Hauptstadt
Kuala Lumpur ausgenommen, ist Penang der, für unsere Verhältnisse, liberalste
Bundesstaat Malaysiens. Das kommt daher, dass hier überwiegend chinesisch stämmige
Malaisen leben, die auch den Gouverneur stellen. Dadurch ist Alkohol überall erhältlich
und auch das Nachtleben sehr ausgeprägt. Wir hätten es also schlimmer erwischen
können 🙂

Die nächsten Tage verbringen wir damit, nach Transportmöglichkeiten zu recherchieren,
mit Leong mit dem Motorrad die Insel und mit Philip sehr ausgiebig das Nachtleben zu
erkunden. Der Flag Ship Store wird zu unserem zweiten zu Hause, hier treffen wir Effendy,
den Spediteur von KTM, dem wir letztendlich verdanken, dass unsere Bikes überhaupt
verschifft werden. Denn nicht mal das ist auf unserer Route eine Selbstverständlichkeit,
nachdem unsere Anfrage bei 2 anderen Spediteuren von vornherein abgelehnt wurde.
Glücklicherweise scheint es sich Effendy zu seiner persönlichen Herausforderung
gemacht zu haben, unsere Bikes nach Südamerika zu bekommen.

Da es zwischen Weihnachten und Silvester ist, wird auch die interne
Transportabstimmung für Effendi zur Herausforderungen, da in Südamerika jeder
auf Urlaub zu sein scheint. Damit heißt es auch für uns warten, warten und nochmals
warten. Da wir wieder einmal mit unseren Berichten hinten nach sind, bringen wir in der
Zwischenzeit die Homepage wieder auf Vordermann und nach einer Woche in Penang
beschliessen wir am 30.12 eine Ausfahrt zu machen und gegebenenfalls Neujahr in Kuala
Lumpur zu feiern.

Wir holen unsere Bikes von KTM ab und auf geht’s in den Norden zum East-West
Highway, einer Strasse, die die Ostküste Malaysiens mit der Westküste verbindet und
durch hügeligen Regenwald führt. Unterwegs machen wir einen kleinen Abstecher auf
einen wunderschön zu fahrenden Feldweg. Wir übernachten in einem kleinen Dorf kurz

vor der Abzweigung in den Süden, die zu den Cameron Highlands führt, bekannt für seine
Schokoladen und Erbeerproduktion… und aufgrund der kurvigen Strassen ein weiteres
Motorradhighlight Malaysiens ist.

Am nächsten Tag werden wir mit Regen beglückt, der gnädigerweise zumindest einige
Päusschen einlegt. Die Strasse zu den Cameron Highlands ist traumhaft, sie führt uns
durch Dschungel, Palmenhaine und kleine Dörfer. Immer wieder sehen wir Erdstrassen,
die mitten in den Dschungel abzweigen. Irgendwann hält es Sebastian nicht mehr aus
und besteht auf einen Abstecher ins dicht bewachsene Grün. Die Fahrt hat etwas für
sich, anstatt durch den Dschungel zu fahren, gehts jetzt mittendrin immer tiefer in den
dicht bewachsenen Wald. Wir sind umgeben von unzähligen Variationen von Grün,
die Atmosphäre hat etwas von Abenteuer und Harmonie. Auch der Weg ist eigentlich
ganz angenehm zu fahren, die Reifen haben trotz Schlamm und teilweise tieferen
Matschdurchfahrten Grip und ich fange an die Ausfahrt richtig zu genießen. Bis es auf
einmal wieder anfängt zu schütten.

Innerhalb von Sekunden ändert sich der Matschweg in eine Schlammlawine, die auch für
unsere sonst sehr zuverlässigen Reifen eine Stufe zu hoch ist. Von Grip keine Spur mehr,
anstatt zu fahren, rutschen wir wo immer uns der Schlamm hinträgt, durch den Regen
und die Luftfeuchtigkeit läuft das Visier dauernd an und bei offenem Visier sind meine
Augen einer Akkupunkturbehandlung ausgesetzt dies ins sich hat. Quasi blind geht’s
rutschenderweise zurück und bei einer Pfützendurchfahrt kommts wies kommen muss und
Eva-Dos rutscht mir unterm Hintern weg und opfert dabei ihren halben Bremshebel. Nach
einer kurzen Pause in einer Dorfkneipe gehts begleitet von durchgehendem Nieselregen
weiter Richtung. Es ist sau kalt und vollkommen durchnässt frieren wir was das Zeug hält.
Silvester in Kuala Lumpur können wir vergessen und so beschließen wir, als es bereits
anfängt dunkel zu werden, zurück nach Penang zu fahren und dort ins neue Jahr zu
rutschen.

Neujahr – ein Abstecher in die Jugend

Um 11 in der Nacht erreichen wir ziemlich fertig Penang, es geht sofort in unser Hostel
und nach einer schnellen heißen Dusche geht’s ab zum Hauptplatz zum Feuerwerk. Die
Bikes dürfen wir netterweise im Eingangsraum vom Hostel parken. Um Punkt 12 erreichen
wir den Hauptplatz und nach einem kurzen, aber sehr netten Feuerwerk, geht’s weiter in
eine der vielen Bars. Die Strassen sind voller Menschen und die Stimmung ist großartig.
Der Abend wird zu einem Abstecher in unsere Jugend, wo Tischfußball zur regelmäßigen
Beschäftigung zählte. Obwohl wir beide schon Ewigkeiten nicht mehr gespielt haben,
scheint’s heute zu funktionieren und der kurz nach Mitternacht eroberte Tisch bleibt bis
zum Lokalschluss um 5 in der Früh unserer 🙂 Dabei lernen wir sehr nette Malaysier
kennen mit denen wir spielend, tratschend und ausgiebig anstossend ins neue Jahr
rutschen.

Die Organisation des Motorradtransportes zieht sich über die nächsten 2 Wochen, da die
interne Preisabstimmung aufgrund der Urlaubszeit ziemlich träge vonstatten geht. Da wir
jeden Tag auf neue Info hoffen, heißt es für uns warten, warten und nochmals warten. Ich

beschließe, nicht wie geplant nach Indonesien weiterzufahren, sobald die Motorräder am
Schiff sind, sondern direkt mit dem billigsten gefunden Flug über Singapur, Tokyo und
Houston nach Bogotá zu fliegen um dort mein Spanisch aufzufrischen. In der Zwischenzeit
wird die Homepage weiter überarbeitet und mit Philip und Freek, einem Holländer, den wir
im Hostel kennen lernen, das Nachtleben inspiziert. Bastls Geburtstag wird ungeplanter
weise mit anderen Hostelgästen, die wir am Vorabend zu seinem Geburtstag kennen
lernen, zu einer bis um 6 in der Früh andauernden Feier. Ein Top Abend der uns wieder
einmal gezeigt hat, dass wir nicht mehr die jüngsten sind und ich brauche 3 Tage bis ich
mich von dieser Strapaze erhole.

Mitte Jänner ist es dann endlich soweit, die Preise sind da! $ 700 pro Bike bis zum
Hafen von Valparaiso, das heißt, dass in Chile noch Hafengebühren etc. dazu kommen,
deren Höhe wir nicht wissen. Da wir aber nicht mehr Zeit verlieren möchten sagen wir
zu und hoffen jetzt mal, dass sich das in Grenzen hält, auch so ist der Preis für einen
Schiffstransport irre hoch und mich wundert es überhaupt nicht, dass anscheinend
niemand diese Route wählt. Bevor unsere KTMs in die Holzbox verpackt werden, werden
die Bikes noch fit gemacht, die Ketten gewechselt und Philip’s Expertise ist zu verdanken,
dass mein zufällig aufkommendes Stocken des Antriebs gelöst wird. Irgendein Teilchen in
der Benzinpumpe hat einen kleinen Riss gehabt…

Den letzten Abend, bevor wir nach Kuala Lumpur aufbrechen, verbringen wir noch
mit dem KTM Team und einigen Kunden. Wir wollen uns eher zurückhalten, da am
nächsten Tag unsere Bikes und Gepäck bei KTM für den Transport gecratet werden
und wir da dabei sein sollten. Tun wir aber nicht. Nach einer schwer durchzechten
Abschiedsnacht wachen wir gerade mal zu Mittag auf. Wir rufen Philip an und erfahren
erfreulicherweise, dass er das cratern der Bikes gemeinsam mit ein paar andern KTM
Mitarbeitern für uns übernommen hat. Der arme, war noch länger unterwegs als wir und
das erste was ihn in der Früh erwartet, ist das ziemlich mühsame in die Holzbox Packen
unserer Weggefährten. Uns plagt das schlechte Gewissen, aber nicht nur, dass wir
nicht zusammen geschissen werden, bekommen wir zum Abschied noch jeder 2 KTM
Malaysien T-Shirts als Andenken.

Nach einen tränenreichen Abschied gehts von KTM direkt zum Bus und ab nach Kuala
Lumpur, das wir in der Nacht erreichen. Hier finden wir in China Town ein ganz nettes
Hostel. Die nächsten 2 Tage verbringen wir mit Sightseeing und werden von einem der
KTM Kunden, den wir in Penang kennengelernt haben, zur Erkundung des sehr lebhaften
Nachtlebens eingeladen. Die Stadt selber ist sehr modern und sauber. Was natürlich
hervorsticht sind die Weltbekannten KL Towers, eine der höchsten Hochhäuser der Welt.

Die letzte Nacht machen wir durch, mein Flieger nach Tokyo geht um 8 in der Früh, Sebas
Maschine nach Bali um 11. Es ist das erste Mal seit wir losgefahren sind das wir uns
trennen und so hat der Abschiedskaffee beim Starbucks am Flughafen durchaus etwas
melancholisches. Bin mal gespannt, wie es sein wird, wenn wir uns nach ca. 2 Wochen
wiedersehen.

Von Malaysien haben wir aufgrund der Transport Odysee nicht allzu viel gesehen,

aber was wir gesehen haben war top, ganz zu schweigen von den Menschen, die wir
wieder einmal kennen lernen durften. Ein ganz besonderer Dank geht an den KTM
Fanclub, KTM Malaysien und deren Spediteur Efendy, die uns mit Rat und Tat zur Seite
gestanden sind und ohne deren Hilfe wir wahrscheinlich noch immer einen halbwegs
finanzierbaren Weg suchen würden, um unsere Bikes nach Südamerika zu bekommen.
Malaysien ist auf alle Fälle ein Land, dass ich wieder besuchen und besser kennen lernen
möchte, ein Schmelztiegel der Kulturen, unzählige Volksgruppen mit unterschiedlichen
Religionen leben hier friedlich miteinander. Gerade deswegen wurde die Tourismus-
Werbekampagne „One Malaysia“ getauft, im Sinne von „wir alle sind Malaysien“.

Wie es ist alleine in das ach so gefährliche Kolumbien zu Reisen und wie es war Eva nach
mehr als 3 Monaten endlich wieder zu sehen erfahrt ihr in Kürze. Stay tuned 🙂

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