Albanien und ein ganz wenig Griechenland

Written by Sebastian on Juli 12th, 2011. Posted in Allgemein

Sebastian: Die Abfahrt aus Budva hatte für mich einen etwas bitteren Beigeschmack da ich erstens meine geniale optische Sonnenbrille bei einer Tankstelle angebaut habe und mir zweitens ein hilfsbereiter Mitarbeiter ca einen halben Liter Öl (noch dazu das teuerste) überall hin nur nicht in den Öltank geleert und mir damit das ganze Motorrad versaut hat.

Die ersten Kilometer musste ich mich also wieder an das grelle Sonnenlicht gewöhnen und höllisch aufpassen, dass ich nicht auf dem eigenen Öl ausrutsche, welches mir aus der Verkleidung tropfte. Aber sei es drum, die Fahrt entlang der Küste hat diese Problemchen schnell vergessen gemacht und weiter gings.

Die Strecke blieb, wie auch schon die letzten rund 1500km atemberaubend. Egal ob am Meer liegend oder durch Wälder und Hügellandschaften, die Fahrt war ein Genuss. Kurz vor der Grenze nochmal kurz aufgetankt uns dann war es auch wieder vorbei mit Montenegro, einem kleinen aber feinen Land mit enormen Potenzial für kontrollierten Tourismus. Bleibt zu hoffen, dass hier die Küsten langfristig von hässlichen Hotelbauten und anderen Türmen verschont bleiben.

Albanien, Albanien… das Land der staubigen Strassen und der unvollendeten Bauruinen, so wird es mir in Erinnerung bleiben. Diese angefangenen aber nie zu Ende gebrachten Bauten haben übrigens einen einfachen Sinn – schnell bauen, aufhören und warten bis man die eigentliche Lizenz erhält… nach dem Motto: wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

In diesem Land gibt es nur einen Volkswagen und der heisst Mercedes. Gefühlt jedes einenthalbte Auto ist ein Mercedes – Jahrgänge sind dabei alle vertreten. Und für alle die ihr Auto lieben gibt es an jeder Ecke eine Lavazho (ausgesprochen wie das französische „Lavage“), also eine Autowäsche. Hierbei handelt es sich einfach um einen Kärcher und ein paar Fetzen.

Nach einer mehrstündigen Fahrt kommen wir in Tirana, der Hauptstadt Albaniens, an, wo wir von Elton, einem weiteren Kollegen von Martin empfangen werden. Während der Fahrt konnten wir schon 2 Sachen feststellen: die Strassen sind nur abschnittsweise so schlecht wie angenommen und die Albaner fahren tatsächlich wie die Verrückten. Ich denke jeder Fahranfänger würde hier die bestande Führerscheinprüfung verfluchen. 3 Autos passen beim Überholvorgang leicht neben einander (auf 2 Spuren) und der ein oder andere Fussgänger verwechselt die Autobahn mit einem Zebrastreifen… why not sag ich mir – das würzt die lange Fahrt ein wenig :).

Elton stellt uns in Albanien seine Wohnung zur Verfügung, eine wirklich nette Geste von ihm. Nach einem kleinen Bier auf dem Balkon mit Blick über Tirana und einer dringend notwendigen Dusche gehts noch auf in die Stadt. Ein wenig Essen und ein Drink in einer Bar dürfen nicht fehlen. Auch hier fahren die Leute ohne Regel, oder besser gesagt mit der einzigen die da heisst: wer bremst verliert. Hupen ist natürlich Ehrensache und wichtiger Bestandteil der lokalen Kommunikation.

Das Nachtleben stellt sich als sehr lebendig heraus! Hätten wir nicht schon die Müdigkeit in den Gliedern stecken und am nächsten Tag unseren ersten Besuch beim SOS Kinderdorf in Tirana geplant, hätten wir noch ordentlich Party machen können.

Nach einer doch relativ kurzen Nacht ging es am nächsten Morgen zum SOS Kinderdorf über das ihr in unserem SOS Bereich mehr erfahren könnt. Gegen 13.00 war der Besuch beendet und wir holten die Bikes ab, um dann nach Südalbanien weiter, wo Elton eine Zweitwohnung am Strand mit Blick auf die griechische Insel Korfu sein Eigen nennt. Das nenne ich Glück 🙂

Die Fahrt dauerte ca 5-6h und war anfangs recht anstrengend. Autobahn, Baustellen, besagter Harakiri-Verkehr, das alles verlangt Konzentration. Als wir dann aber von der Autobahn auf die Bundestrasse und Richtung Küste fuhren wurde es wieder wunderschön. Ein toller Moment war hierbei der unter den Einheimischen so genannte Balkon. Ein Streckenabschnitt bei dem man aus dem Wald heraus über eine Kuppe fährt und auf einmal, weit unter sich, das ionische Meer vor sich liegen hat. Auch danach geht es auf einer kurvigen Küstenstrasse hinunter bis an den Strand, wo wir in einer kleinen Strandbar herrliches Seafood geniessen durften.

In der Dunkelheit ging es dann noch eine gute Stunde bis nach Saranda. Dieser Streckenabschnitt war gleichfalls wunderschön, allerdings ging uns hier die Kraft aus und wir waren am Ende heilfroh als der Ritt endlich sein Ende nahm und wir vor Ort einen beeindruckenden Monduntergang beobachten durften. Als riesige, rote Scheibe verschwand der Mond am Meereshorizont! Erschöpft fielen wir dann ins Sofa.

Für den nächsten Tag gab es übrigens was ganz Besonderes: ein TV Interview beim lokalen Fernsehsender!!! Wir machten uns also frisch und mit den Bikes ging es zum TV Gebäude. Weshalb wir über einen Feuerleiter und den Hintereingang Zutritt erhielten blieb Eltons Geheimnis – scheinbar findet er den Haupteingang einfach uncool :). Nach einem kurzen Briefing ging es auch schon los – Martin und ich standen vor der Kamera und wurden interviewt. Unser Beitrag wurde schon am Abend ausgestrahlt und vom Publikum sehr gut aufgenommen. Wir konnten erst am nächsten Tag den kompletten Beitrag sehen und waren beide positiv überrascht – das war richtig gut und nun ist es offiziel: wir sind berühmt!!! In Saranda zumindest 😛 .

Für den Rest des Tages nach dem Interview hatte Elton einiges geplant. Als erstes stand das „Blue Eye“ auf dem Programm. Es handelt sich hierbei um eine Art Quelle bzw einen unterirdischen Fluss am Fusse eines Berges, bei der trinkbares Wasser aus dem Boden schiesst und direkt einen Fluss begründet. Die Farben dieser kleinen Oasen sind wunderschön und wir konnten natürlich nicht widerstehen… und mussten springen. Dass das nasse Lebenselixir gerade mal 10 Grad hatte, konnte uns nicht abhalten. Die Anziehungskraft war zu gross :).

Kurz in einem kleinen Restaurant neben der Quelle gesnackt fuhren wir weiter zu Eltons Geburtsort, um seiner Mutter einen Besuch abzustatten. Dort gab es dann auch was Vernünftiges zu essen, ein typisch albanische Huhn + Teigwaren + Suppengericht. Danach noch eine saftige Wassermelone und gut wars!

Nächster Zwischenstopp war am Beginn eines Canyons.

Hier hielten wir uns nur kurz auf und schossen ein paar Fotos. Dabei merkten wir auch, dass unsere nagelneue Nikon D5100 nur mehr schwarze Bilder aufnimmt, was ein herber Rückschlag für unsere Fotoambitionen ist. Der letzte Stopp war nun in einem alten Dorf angesagt, auch hier waren wir nur sehr kurz, die Zeit drängte, da wir den Sonnenuntergang mit Blick auf Korfu nicht versäumen wollten. Elton raste dann wie ein Verrückter durch die Kurven die Berge rauf und runter, aber am Ende waren wir doch zu spät – dennoch überglücklich so einen schönen Tag verbacht zu haben.

Am nächsten Tag war die Abfahrt geplant und Elton brachte uns noch bis zur Grenze. Dank ihm haben wir unglaublich nette, beeindruckende und lustige Tage in Albanien verbracht und wie immer ist es viel Wert, ein Land mit Einheimischen zu erkunden. An der Grenze noch eine tränenreiche Verabschiedung und auf ging es nach bzw durch Griechenland. Wieso mich hier der Grenzbeamte danach fragte, ob ich denn DIESE Albaner ausstehen kann, weiss ich ehrlich gesagt nicht. Es ist immer schade zu sehen, welchen Einfluss eine einfache Grenze auf Menschen und deren Umgang miteinander haben kann.

Griechenland ist eines der wenigen „Transitländer“ auf unserer Route. Hier fuhren wir nur durch und hatten keinerlei Ausflüge, Besuche oder Ähnliches geplant. Dennoch durfte ein typisches Essen in einem typischen griechischen Lokal nicht fehlen. Nachdem wir rund 50km nach Thessaolniki beschlossen abzufahren und ein Hotel zu suchen, wurden wir auch fündig.

In einem kleinen Dorf sassen wir dann bei Wein, Bier, Tsaziki, Kalamari, Souflaki etc am Tisch und genossen die lebhafte Stimmung. Als uns dann die Bedienung auch noch fragte: „Was ist den passiert hier in diesem Dorf, weshalb seid ihr hier!?“ wussten wir, dass wir richtig abgestiegen sind. Nach 7 Bier bzw 5 oder 6 Gläsern Wein gingen wir dann glücklich schlafen, bereit für einen langen Trip bis nach Istanbul am nächsten Tag, aber das ist eine andere Geschichte…

Stay tuned for more!

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